Polymorphismen von Hitzeschockprotein-Rezeptoren
Immungenetik
Bestimmte Hitzeschockproteine spielen eine wichtige Rolle
bei der Abwehr von Tumoren. Sie können das natürliche
Immunsystem und das adaptive Immunsystem aktivieren. Sie werden
zu einer spezifischen Vakzinierung gegen Tumoren experimentell
eingesetzt und bereits in klinischen Studien evaluiert. Im
Rahmen dieses Projekts soll die Variabilität der Reaktion
des Immunsystems auf Hitzeschockproteine der HSP70-Familie
und auf das Hitzeschockprotein GRP94 (gp96) untersucht werden.
Genetische Polymorphismen der Hitzeschockprotein-Rezeptoren
könnten zu dieser Variabilität führen.
Hitzeschockproteine wie HSP70 und GRP94 (gp96) haben vielfältige
zellbiologische Funktionen. Nachdem zunächst die molekulare
Chaperonfunktion bekannt und untersucht wurde, sind später
Funktionen bei der Immunantwort aufgedeckt worden, die zu intensiver
Bearbeitung geführt haben. So wurde bekannt, dass u. a.
HSP70 und GRP94 in der Lage sind, von ihnen gebundene Peptide
in antigenpräsentierende Zellen einzuschleusen und spezifische
zytotoxische T-Lymphozyten, u. a. gegen Tumoren, zu aktivieren.
Weiter stellte sich heraus, dass GRP94 und HSP70 Makrophagen
und dendritische Zellen und HSP70 NK-Zellen, damit also das
natürliche Immunsystem aktivieren können. Als Rezeptoren
für Hitzeschockproteine sind bisher CD91 (= LRP1 = Rezeptor
für a2-Makroglobulin [A2MR]), CD40, TLR2 bzw. TLR4 und
LOX-1 beschrieben worden.
Eine Variabilität der Reaktion des Immunsystems auf Hitzeschockproteine
könnte aufgrund der Zahl der Hitzeschockprotein-Rezeptoren
auf Zellen des natürlichen Immunsystems, der Rezeptorbindungsstärke,
zellspezifischer Unterschiede der Rezeptorverteilung, Rezeptorinternalisierung
und Rezeptorinduzierbarkeit oder der Auslösung nachfolgender
Signalwege auftreten.
Für CD91 sind genetische Polymorphismen bekannt, für
die in anderem Zusammenhang Assoziationen mit M. Alzheimer
oder Herzinfarkt postuliert worden sind. Kürzlich wurde
eine erhöhte Expression von CD91 auf Monozyten von Patienten
beschrieben, die ein ungewöhnlich langsam progredientes
malignes Melanom aufweisen. Diese erhöhte Expression von
CD91 könnte auf genetische Polymorphismen zurückzuführen
sein. Ebenso sind genetische Polymorphismen für TLR2 und
TLR4 beschrieben, die mit funktionellen Konsequenzen assoziiert
sind, wie sie z. B. für Infektionskrankheiten und kardiovaskuläre
Erkrankungen und deren Therapie gefunden worden sind.
Die Interaktion von Hitzeschockproteinen mit den Hitzeschockproteinrezeptoren
kann zur Aktivierung von Zellen des natürlichen Immunsystems
führen, die im Falle der Makrophagen und dendritischen
Zellen anhand der Zytokinproduktion messbar ist. Es sollen
daher Assoziationen zwischen Polymorphismen der Hitzeschockproteinrezeptoren
und deren Funktion gesucht und molekular aufgeklärt werden.
Der Effekt der Polymorphismen soll anhand von Transfektanten
mit den betreffenden allelen Genprodukten weiter analysiert
werden sowie durch adoptive Transfers von Tumorzellen und Zellen
des Immunsystems in Scid-Mäuse. Untersuchungen an onkologischen
Patientenkollektiven zur Assoziation zwischen Rezeptorpolymorphismen
und Krankheitsverlauf bzw. Ansprechen auf die Therapie werden
einen weiteren Schwerpunkt bilden. Insgesamt soll damit ein
Aspekt der genetischen Variabilität des natürlichen
Immunsystems bei der Abwehr von Tumoren studiert werden.
Weiterführende Literatur
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