Abhängigkeit der Therapieantwort von der genetischen Wirts- und Tumorvariabilität im Mausmodell
Humangenetik
Der Erfolg einer Zytostatikabehandlung von Tumoren hängt
von der Wechselwirkung individueller genetischer Faktoren mit
externen Umwelteinflüssen ab. Dabei spielt sowohl die
individuell-genetische Ausstattung des Patienten als auch die
individuell-genetische Ausstattung des Tumors selbst eine wichtige
Rolle. Die Frage welche der beiden Komponenten die wichtigere
Rolle beim Behandlungserfolg spielt, konnte bisher nicht zufrieden
stellend beantwortet werden. Dies liegt daran, dass die notwendigen
Untersuchungen hierzu beim Menschen nicht möglich sind.
Hinzu kommt, dass sich die Therapieantwort in vivo durch Bestimmung
der Zytotoxizität von Zytostatika am isolierten Tumormaterial
in vitro nicht voraussagen lässt.
Durch den Einsatz von Mausmodellen können diese Probleme
jedoch umgangen und ein Fortschritt auf diesem wichtigen Gebiet
erzielt werden. In diesem Projekt sollen
a) der Anteil der genetischen Tumor-Variabilität
b) der Anteil der genetischen Wirts-Variabilität
am Therapieerfolg der Behandlung von Lymphomen mit Anthrazyklinen
(Doxorubicin) untersucht werden.
Zur Durchführung der Experimente sollen Lymphome von Eµ-myc
transgenen Mäusen auf C57BL/6 Hintergrund verwendet werden.
Diese Tiere entwickeln innerhalb kurzer Zeit spontan Lymphome.
Lymphome dieser Mäuse sollen zunächst in Zellkultur
expandiert und auf das Ansprechen auf Doxorubicin hin untersucht
werden. Danach werden therapiesensitive Zellen in Mäuse
mit (A) identischem und (B) verschiedenen genetischen Hintergründen
transplantiert. Um letzteres zu gewährleisten müssen
Mäuse verwendet werden, die eine allogene Transplantation
zulassen, sich aber genetisch voneinander unterscheiden. Die
Prkdcscid Mutation, die auf den C57BL/6, Balb/c, CH3 und NOD
Hintergrund gekreuzt wurde, bewirkt eine Immundefizienz, die
Abstossungsreaktionen verhindert (siehe unter http://jaxmice.jax.org
zu den einzelnen Stämmen). Es lassen sich daher auf allen
4 genetischen Hintergründen dieselben Tumorzellen transplantieren.
Zu (A): Die Tumortiere werden mit Doxorubicin behandelt. Es
wird erwartet, dass ein Teil der Tumoren gegenüber der
Behandlung mit Doxorubicin resistent bleiben wird. Eine solche
Therapieresistenz auf genetisch-identischem Hintergrund wäre
ausschließlich auf die entstandene genetische Tumorvariabilität
in den einzelnen Tieren zurückzuführen. Von den therapieresistenten
Tumoren auf genetisch-identischem Hintergrund sollen Genexpressionsprofile
sowie DNA- und Karyotyp-Analysen erstellt werden, die mit dem
Profil der therapiesensitiven Ausgangszellpopulation verglichen
werden. Die durch dieses Vorgehen identifizierten Gene und
ihre Varianten sollen dann näher in Funktions-Assays charakterisiert
werden.
Zu (B): Des Weiteren werden therapieempfindliche Zellen in
Mäuse aus verschiedenen Inzuchtstämmen transplantiert.
Falls das Wirtsgenom bei der Therapieantwort auf Doxorubicin
eine Rolle spielt, dann wird die unter (A) beschriebene Variabilität
weiter steigen. Die Resistenz- oder Suszeptibilitätsgene,
die von der genetischen Ausstattung des Wirts abhängen,
können dann durch Rückkreuzungen, Geschwisterverpaarungen
oder durch Einsatz von rekombinanten Inzuchtstämmen oder
rekombinanten kongenen Stämmen identifiziert werden. Die
durch dieses Vorgehen identifizierten Gene und ihre Varianten,
die beim Ansprechen der Tumoren auf Doxorubicin eine Rolle
spielen, sollen dann näher in Funktions-Assays charakterisiert
werden. Je nach Genfamilie soll hierbei gezielt der Einfluss
der Varianten auf Aufnahme und/oder Metabolismus und/oder Ausscheidung
von Doxorubicin untersucht werden. Weiterhin soll die Bedeutung
der identifizierten Protein-Polymorphismen in homologen Proteinen
des Menschen in klinischen Studien untersucht werden.
Weiterführende Literatur
|
|