Arzneimittel-Membrantransport
Physiologie
Nierenzelltumore (renal cell carcimoma, RCC) sind insgesamt
relativ selten, jedoch nimmt ihre Häufigkeit zu. 70-80%
der RCC sind "klarzellige" Tumore, die von proximalen
Tubuluszellen ausgehen. Ein weiterer, vermutlich von proximalen
Tubuli ausgehender Tumor ist das papilläre RCC mit einer
Häufigkeit von 10-15%. Tumore, die von distalen Tubulus-
oder Sammelrohrzellen ausgehen, sind dagegen selten.
Von ihren Vorläufern, den proximalen Nierentubuluszellen,
haben die Carcinomzellen "Multi-Drug-Resistance"-Transporter übernommen
und sind folglich Chemotherapie-resistent. Therapie der Wahl
beim RCC ist daher die Entfernung der befallenen Niere. Zu
den für die Cytostikaresistenz verantwortlichen Transportern
gehören das "multidrug resistance protein" MDR1,
ein ATP-getriebener Transporter mit breiter Cytostatika-Spezifität,
der in differenzierten proximalen Tubuluzellen in der luminalen
Membran lokalisiert ist und kationische und neutrale Stoffe
aus der Zelle in den Harn exportiert. Die physiologisch vorhandenen "multidrug
resistance associated proteins" MRP1, MRP2 und MRP4 könnten
auch zur Chemoresistenz beitragen, wenn sie in RCC exprimiert
werden. Die MRPs sind ATP-getriebene Transportsysteme, die
anionische Substrate aus der Zelle exportieren.
Die Behandlung eines über die Niere hinausgehenden RCC
und seiner Metastasen durch Chemotherapie ist bislang völlig
unbefriedigend. Deshalb wollen wir untersuchen, ob einige RCC
auch Transporter für organische Anionen und Kationen exprimieren,
die in ausdifferenzierten Tubuluszellen in der basolateralen
Membran lokalisiert und an der Aufnahme von Pharmaka aus dem
Blut in die Zellen beteiligt sind. Diese Transporter könnten
für eine gezielte Aufnahme von Cytostatika in RCC genutzt
werden. Zu diesen Transportern gehören die Organische-Anionen-Transporter
1-3 (OAT1, OAT2, OAT3) und die Organische-Kationen-Transporter
1-3 (OCT1, OCT2, OCT3). Für die OATs und die zu einer
anderen Proteinfamilie gehörenden Transporter OAT-K1 und
OAT-K2 wurde bereits gezeigt, dass sie mit dem Cytostatikum
Methotrexat interagieren.
In diesem Projekt soll zunächst die Frage geklärt
werden, welche der bekannten Anionen- und Kationentransporter
in RCC-Zelllinien exprimiert werden und welche Cytostatika
diese Transporter translozieren können. Mittelfristiges
Ziel ist die routinemäßige Charakterisierung von
RCC hinsichtlich ihrer Ausstattung mit Cytostatika-Transportern
(RT-PCR, Chips, evtl. Proteomics) und eine darauf abgestimmte,
individuelle Chemotherapie.
Weiterführende Literatur
|
|